Wie digitale Sonnenkraftwerke zur heimlichen Achillesferse werden könnten
Stellen Sie sich vor, Ihr Strom kommt nicht nur vom Dach, sondern auch aus dem Ausland – und zwar digital. Klingt erstmal harmlos. Doch was wäre, wenn jemand auf der anderen Seite der Welt heimlich den Stecker in der Hand hielte?
Moderne Solarstromanlagen funktionieren nicht ohne ein zentrales Element: sogenannte Wechselrichter. Sie machen den von Solarmodulen erzeugten Gleichstrom netzkompatibel. Inzwischen sind diese Geräte meist mit dem Internet verbunden, um Updates zu erhalten und Daten zu übermitteln. Genau hier beginnen einige Experten Sorgen zu äußern – nicht wegen der Technik selbst, sondern wegen möglicher versteckter Funktionen.
In verschiedenen Ländern wurden in der Vergangenheit Module entdeckt, die über nicht dokumentierte Kommunikationswege verfügen – man könnte sagen: eine Art „Geheimtür“ im Gehäuse. Diese erlauben eine potenzielle Fernsteuerung, deren Umfang sich bislang nur schwer abschätzen lässt. Besonders bei Komponenten aus bestimmten Weltregionen wird gemutmaßt, dass sie nicht nur für sauberen Strom sorgen, sondern auch für Stirnrunzeln in Sicherheitskreisen.


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Ein brisanter Punkt: In Europa sind bereits mehrere hundert Gigawatt an Solarleistung mit solchen Geräten verbunden – ein Ausmaß, das der Stromproduktion vieler Atomkraftwerke entspricht. Sollte es tatsächlich gelingen, auch nur einen Teil davon gezielt zu manipulieren oder abzuschalten, wären die Auswirkungen kaum kalkulierbar.
Auch wenn viele Hausdachanlagen technisch klein erscheinen, kann ihre Summe kritisch sein – vor allem wenn diese dezentral vernetzt und digital steuerbar sind. Hinzu kommt: Zahlreiche Anlagen gleichen in Sachen IT-Sicherheit eher einem vernetzten Kühlschrank als einem abgesicherten Kraftwerk. Das öffnet Spielräume für Cyberrisiken.
Besonders problematisch ist, dass einige Geräte kontinuierlich Daten in sogenannte Hersteller-Clouds senden – etwa zur Netzfrequenz oder Spannung. Diese scheinbar harmlosen Telemetriedaten können in der Masse sehr viel über das Stromnetz verraten – für Überwachung, Analyse, oder sogar strategische Eingriffe.
Einige europäische Unternehmen haben inzwischen die Konsequenz gezogen und verzichten auf bestimmte Hersteller. Auch nationale Behörden diskutieren bereits über neue Zertifizierungen, Zugangsbeschränkungen und – im Extremfall – Verbote. Es geht dabei nicht um Panikmache, sondern um digitale Resilienz in Zeiten geopolitischer Spannungen.
Ein Vorschlag: Nur noch aus dem EU-Raum steuerbare Systeme. Zudem sollten Systeme notfalls autonom weiterlaufen können – auch wenn die Internetverbindung gekappt wird. In Litauen etwa ist das bereits Gesetz: Dort dürfen neue Großanlagen nicht mehr aus Drittstaaten ferngesteuert werden.
Die Branche selbst fordert ein Sicherheitskonzept ähnlich dem für 5G-Netze – eine Art Werkzeugkasten gegen Cyberrisiken. Dieser soll unter anderem festlegen, welche Hersteller als vertrauenswürdig gelten und wie man mit problematischen Anbietern umgeht.
Natürlich ist das alles nicht ganz bequem. Wer auf Fernwartung und Live-Updates verzichtet, muss andere Wege finden, um seine Solaranlage zu pflegen. Doch nach den jüngsten Stromausfällen in Europa, die ganz ohne digitale Einwirkung bereits weitreichende Folgen hatten, ist klar: Die Energiewende muss nicht nur grün, sondern auch sicher sein.